Cover Ortstermine Band 17d "Menschenschinder vor dem Richter"
Kölner Gestapo und Nachkriegsjustiz.
Der "Hoegen-Prozess" vor dem Kölner Schwurgericht im Jahr 1949 und seine Rezeption in den lokalen Tageszeitungen
von Dirk Lukaßen

"Menschenschinder vor dem Richter" - Unter dieser Überschrift berichtete die "Rheinische Zeitung" über den "Hoegen-Prozess" vor dem Kölner Schwurgericht gegen fünf Gestapoangehörige im November/ Dezember 1949. Über 160 Zeugen wurden vernommen, deren Aussagen ein Licht auf das brutale Vorgehen der Gestapo gegen politische Oppositionelle in Köln und Umgebung warfen. Der bis dahin "größte Prozess der Nachkriegszeit" (Kölnische Rundschau) wurde in der Presse intensiv diskutiert. Das Urteil sorgte für Empörung und Entsetzen bei den NS-Opfern: Von fünf Monaten bis zu neun Jahren Haft für den Hauptangeklagten reichten die Strafen, die durch die großzügige Anrechnung der Untersuchungshaft weiter verringert wurden. Im Zuge von Amnestierungen und Revisionsverfahren wurden die Haftstrafen Anfang der 1950er Jahre erneut reduziert. Bereits im Jahr 1953 verließ der letzte verurteilte NS-Täter die Haftanstalt.

Die vorliegende Studie zeichnet auf breiter Quellenbasis detailliert den Weg der angeklagten Kölner Gestapoangehörigen in der NS-Zeit, ihre Ermittlungstätigkeit und die brutale Verhörpraxis gegen politische Oppositionelle nach. Ferner wird die Ahndung ihrer Verbrechen durch die alliierten Instanzen - Militärgerichtsbarkeit und Spruchgerichte - dargestellt. Auf dieser Grundlage erfolgt vor dem Hintergrund der aktuellen Forschungsdiskussion die Analyse des "Hoegen-Prozesses", der einer der ersten umfangreichen NS-Prozesse in der bundesdeutschen Geschichte war. Neben Anklage, Verteidigung und Urteilsfindung sind auch die Amnestierungen und Urteilsrevisionen in den 1950ern sowie die öffentliche Rezeption der NS-Verbrechen und der Justiztätigkeit in Tageszeitungen unterschiedlicher politischer Ausrichtung Analysegegenstand dieser Arbeit.

Kernfragen sind: Gelang im Zuge dieses frühen bundesdeutschen NS-Prozesses ein angemessener Umgang mit den Verbrechen oder stellte der Beginn der rechtlichen und öffentlichen "Vergangenheitsbewältigung" bereits die Weichen für die häufig kritisierte Verdrängung der NS-Vergangenheit und Rehabilitierung der Täter in den 1950er Jahren?

Dieser Titel kann über den Buchhandel oder direkt beim Rheinlandia Verlag bestellt werden.



Einzelpreis: 11,80 EUR
99 Seiten, kartoniert

ISBN 978-3-938535-14-1

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