Cover Der Römerhafen am Drachenfels Der Römerhafen am Drachenfels
Ein Sachstandsbericht über Ansichten zu einem Bodendenkmal, das es nie gegeben hat
von Frieder Berres

Die Existenz eines von der Archäologie behaupteten Römerhafens am Drachenfels wurde von der Heimatforschung von Anfang an bestritten. Mehrere Gründe sind hierfür maßgebend. Es gibt keinen einzigen archäologischen Befund, der eine Römerzeitlichkeit belegt. Die Darstellungen des Archäologen Dr. Röder im Bonner Jahrbuch von 1974, mit der die "Entdeckung" des Römerhafens begann, sind lediglich Vermutungen, die aber bereits kurze Zeit später von dem Luftbildarchäologen Dr. Sölter und schließlich auch von anderen sowie von der Presse als gesicherte Erkenntnisse übernommen wurden. 1985 erhielt der Befund mit einer wenig überzeugenden Begründung sogar den Status eines Bodendenkmals.
Als Römerhafen wird von der Archäologie die Untiefe "Reih" unterhalb des Drachenfels gedeutet. Diese tritt nur im Abstand von mehreren Jahren bei extremen Niedrigwasser für wenige Tage als gebogene Bank aus Grobkies mit eingelagerten und aufliegenden Trachytblöcken hervor. Alle Erwähnungen des angeblichen Römerhafens beschreiben die Sachlage so, als gäbe heute der Rhein bei Niedrigwasser einen Blick auf ein sonst verborgenes Geheimnis preis. Damit wird suggeriert, dass es in der Römerzeit Niedrigwasser permanent gegeben hat und der Hafen damals durchgängig benutzt werden konnte. Diese Betrachtungsweise beinhaltet, dass der Wasserspiegel heute höher als zur Römerzeit liegt.
Das Gegenteil ist der Fall. Das Bett von Fließwassern tiefst sich ein und modelliert die Landschaft. Das ist auch beim Rhein der Fall, der sich seit etwa 800.000 Jahren in das Rheinische Schiefergebirge einschneidet. Diese Eintiefung erfolgt nicht linear, sondern in Schüben. So wurde unterhalb des Drachenfels der Rhein durch den Bau der Buhnen (seit 1861) eingeengt, was bis heute zu einem Absinken des Niedrigwasser-Spiegels um rund 110 cm führte. Da heute bei extremen Niedrigwasser die Reih-Untiefe nur kanpp 100 cm trocken fällt, konnte vor 150 Jahren ein "Römerhafen" nicht entdeckt werden.
Gedanken über eine Veränderung des Rheinbetts seit der Römerzeit wurden von der Archäologie nie angestellt. Die Befundlage wurde im übrigen von ihr so betrachtet, als habe die Verladung von Gestein vom 11. bis 19. Jahrhundert keine Relikte im Uferbereich hinterlassen. In dieser Zeit wurde wesentlich mehr Gestein als in der Römerzeit gebrochen und am Fuß des Drachenfels an gleicher Stelle verladen.
Die Heimatforschung hat ihre Ansichten außer in Vorträgen auch 1992 in einer Schrift über den Römerhafen zusammen gefasst. Ihre Argumente wurden bis heute von der amtlichen Bodendenkmalpflege in keinem einzigen Punkt widerlegt. In dieser Studie konnte allerdings noch nicht geklärt werden, wann und wodurch sich die Untiefe "Reih" gebildet hat, woher die im Gebiet der Untiefe lagerndenTrachytblöcke stammen und wie hoch der Niedrigwasser-Spiegel des Rheins zur Römerzeit lag.
Antworten auf diese Fragen sind jetzt möglich. Der Diplomgeologe Dr. Windried Leischner hat in seiner im August 2005 erschienenen Studie "Das Felsenmeer am Drachenfels" (hier im Rheilandia ebenfalls erschienen) nachgewiesen, dass sich die Reih-Untiefe erst nach 1861 durch fluviatile Kiesumlagerung gebildet hat. Hierbei wurde Trachytgestein überschottert, das von einem gewaltigen Hangrutsch vom Westhang des Drachenfels in historischer Zeit stammt. Auch hat Leischner festgestellt, dass der mittlere Wasserstand des Rheins in der Römerzeit gegenüber heute 3,00 Meter höher gelegen hat.
Da die Schrift von 1992 vergriffen ist, es jetzt weitere Erkenntnisse zum "Römerhafen" gibt und ein ungebrochenes Interesse an diesem Thema besteht, ist diese neue Studie nun erschienen. In dieser wird der derzeitige Erkenntnisstand der Heimatforschung und die Konfliktsituation zwischen ihr und der amtlichen Bodendenkmalpflege ausführlich dargestellt. Bisher wurde erst ein Teil der früheren Behauptungen zurück genommen, die von der Heimatforschung angestrebte Löschung in der Bodendenkmalliste steht noch aus.

Dieser Titel kann über den Buchhandel oder direkt beim Rheinlandia Verlag bestellt werden.


Einzelpreis: 6,00 EUR
63 Seiten, kartoniert

ISBN 978-3-938535-00-4
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